onsdag, september 10, 2014

Transib

Endlich Transib! Wir haben uns entschieden mit der 3. Klasse, d.h. der vermeintlichen Holzklasse zu fahren. Hier gibt es im Unterschied zur 2. Klasse keine Abteile, sondern ein ganzer Wagon ist in offener Bauweise gestaltet. Allerings hat auch hier jeder Fahrgast ein eigenes Bett, was bei 24 Stunden Fahrzeit, die uns erwarten, auch echt nötig ist. Unsere Hoffnung war es, in der 3. Klasse leichter mit anderen Reisenden in Kontakt zu kommen und siehe da: kaum eingestiegen lernen wir Max, einen Kasachen in unserem Alter kennen, der etwas englisch spricht und Patrick ungefragt seinen Block mit Vokabeln voll diktiert. Und das, wo der doch eh schon an den bereits notierten Vokabeln zu knabbern hat. Mit der Zeit kommen immer mehr Kinder, die uns irgendwie interessant finden und sich auch mit uns unterhalten möchten. Obwohl sie erst  10 - 12 Jahre alt sind und es nicht in der Schule lernen, sprechen sie ein paar Brocken Englisch und wollen das unbedingt anwenden. Die Landschaft, durch die wir praktisch nur geradeaus fahren, ist völlig flach und sehr grün. An unseren nicht zu öffnenden Fenstern ziehen zunächst Felder und dann überall Birken-Wälder und Unmengen an Seen und Tümpeln vorbei. Ein sehr freundlicher Anblick, der aber nach ein paar Stunden zur monotonen Endlosschleife wird. Insgesamt sind wir fünfmal mit der Transsib unterwegs: Cheljabinsk - Novosibirsk - Krasnojarsk - Irkutsk-Ulan-Ude - Irkutsk. Während die erste Fahrt für zwei von uns dreien noch äußerst anstrengend und unkomfortabel ist (Patrick konnte erst bei Max sitzen und hat dann tief und fest geschlafen), lernen wir mit jeder Fahrt dazu, insbesondere, was die richtige Platzwahl angeht, sodass Helena bei der letzten Fahrt geschlagene 12 Stunden am Stück pennt. Mittlerweile für uns die angenehmste Reiseform in Russland. By the way: In Russland kann man die Uhr wirklich nach der Bahn stellen. Die Züge sind auf die Minute pünktlich, allerdings muss man beim Uhr stellen noch etwas rechnen: Alle Zeiten bei der Bahn, inkl. Tickets und Bahnhofsuhren sind nach Moskauer Zeit (aus-)gestellt und wir durchfahren insgesamt drei Zeitzonen von Cheljabinsk (Moskau + 2h) bis Irkutsk (Moskau + 5h). In Irkutsk kommen wir z.B. um 22:00Uhr an den Bahnhof, dessen digitale Anzeige 17:00Uhr anzeigt, während auf unseren Armbanduhren noch 15:00Uhr deutscher Zeit ist. Gehirnsport, da den Zug nicht zu verpassen!  

mandag, september 08, 2014

Wie aus dem Chusky Trakt Novosibibirsk wurde

..... jaaaaaa, diese Antwort schulden wir euch noch.

Also von vorn: auf unserer Wandertour hören wir überraschenderweise gleich zu Beginn deutsche Stimmen und lernen so Brigitte und Anton kennen, ein saarländisches Chemie-Doktorenpärchen, das die Schnauze voll vom Labor und gerade seine Weltreise begonnen hat. Die beiden sind mit Antons russischer Verwandtschaft aus Omsk gekommen und laden uns am Ende der Tour prompt für den nächsten Tag zum Grillen zu sich ein. Es gibt unzählige eingelegte und vorzüglich schmeckende Hühnerschenkel und Salat, dazu Unmengen kühles Bier, Wein und Wodka, den es gemäß der Russland-ist-Krieg-Egrfahrung zu exen gilt, wobei Patrick gerade noch rechtzeitig zu seiner "nippen-Strategie" über geht, was Helena und Brigitte deutlich verpassen :-) wir leeren Flasche um Flasche und während Antons Tante am Anfang noch etwas verschlossen ist, vielleicht auch wegen der Sprachbariere, setzt sie irgendwann ihre Brille ab und beginnt laut (und schön!) zu singen. Es dauert nicht lange, bis auch Helena einige russische Lieder zum Besten gibt, und irgendwann der halbe Tisch mit einfällt. Von Verschlossenheit keine Spur mehr, statt dessen beobachtet Patrick aber, dass mittlerweile Antons Onkel selbst nur noch am Schnapsglas nippt und der gesteht dann auch, dass der von uns mitgebrachte Samagon (Schnaps der Marke Eigenbau), einfach nicht auf seiner Rechnung war. Ha, der erste waschechte Russe, der ein wenig die Flügel streckt :-) 
Irgendwann sind alle Flaschen leer und wir sind... genau: müde ...und rufen uns ein Taxi. Als niemand abhebt, treten wir den Heimweg in die nächste Kneipe an, die allerdings glücklicherweise schon zu hat. Wir sind der Überzeugung, die 8km bis zu unserer Hütte zu Fuß zurücklegen zu können und traurig, nicht noch mehr Zeit mit den coolen Saarländern zu verbringen. Als wir kurze Zeit später jedoch eine weitere Taxinummer am Baum hängend erspähen, wählen wir doch den bequemen Weg und bemerken erst während der Fahrt, wie weit es eigentlich tatsächlich noch nach Hause gewesen wäre.

Wenige Stunden später ist die Nacht vorbei und wir stehen frierend an der Bushaltestelle Richtung Tschiketaman. Die Dame am Busbahnhof in Shemal hatte uns am Vortag geraten, den 7:30Uhr Bus hierher (nach Norden) zu nehmen, um so den 7:15Uhr Bus aus Gorno-Altaysk (von Norden kommend) zu erwischen. Wir waren uns da aber nicht so sicher und hatten sicherheitshalber den Taxifahrer vom Vorabend noch belabert uns am nächsten Tag um 7:30Uhr abzuholen und hierher zu bringen. Es gibt nämlich nur einen Bus pro Tag und den wollten wir auf keinen Fall verpassen!
Frierend, müde und halb verkatert stehen wir also an der Bushaltestelle und warten. und warten. und warten. nach einer halben Ewigkeit rauscht eine Marschrutka (ein Minibus) heran und wir erkennen am Schild hinter der Windschutzscheibe die kyrillischen Buchstaben unseres Zielortes. Noch während wir versuchen, winkend auf die Straße zu springen, ist der Bus aber auch schon vorbeigebrettert und hat uns nicht eines Blickes gewürdigt. Verwirrt sehen wir uns an: haben wir das Schild richtig gelesen? War das vielleicht eine Sonderfahrt? und wo bleibt eigentlich der Bus aus Shemal, mit dem wir unseren Anschluss hätten erwischen sollen? Wenige Minuten später kommt eine Frau vorbei um unsere Bushaltestelle zu fegen. wir fragen sie nach unserem Bus. "der ist gerade vorbeigefahren", meint sie. in dem Moment kommt auch der Bus aus Shemal an. Die Fahrt auf den Pass sollte wohl einfach nicht sein. wir hätten den Bus verpasst, wenn er uns nicht verpasst hätte...
Der Bus aus Shemal fährt nach Novosibibirsk. Es ist kalt. wir sind müde und zu dritt mit großen Rucksäcken die 300km zu trampen scheint für uns in diesem Moment ein Ding der Unmöglichkeit. Also steigen wir kurzerhand ein und fahren zurück nach Norden. Eine Entscheidung, die wir nicht bereuen werden. aber davon später mehr...